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Yogaausbildung Erfahrungsbericht V

Woah, die letzten 5 Ausbildungstage waren intensiv und haben mit Sicherheit den einen oder anderen transformierenden Prozess angestoßen. Wir sind in die Persönlichkeitsbildung eingetaucht und auch als gestandener Mensch gibt es dort unheimlich viel zu entdecken und aufzuarbeiten. Mit jedem Modul freue ich mich mehr, den Schritt zur Ausbildung bei Spirit Yoga Berlin gegangen zu sein.

Inhalt

Wir waren dieses Mal die ersten vier Tage nur in unseren kleinen Übungsgruppen unterwegs und konnten so in einige bereits bekannte Themen tiefer einsteigen.

Tag 1: Wir haben uns ein weiteres Mal mit dem Handanlegen beim Yoga beschäftigt. Diesmal allerdings bei Daniela. Es war schön, eine zweite Herangehensweise kennenzulernen. Wir haben uns weniger mit den physischen Aspekten und mehr mit dem Einfühlungsvermögen auseinander gesetzt. Zumindest ist das bei mir am stärksten hängengeblieben. Es ist schon erstaunlich, was einfaches Handauflegen mit der richtigen Intention für Auswirkungen haben kann.

Tag 2: Die Stimme eines Yogalehrers oder einer Lehrerin ist oft entscheidend, ob es den Schüler*innen möglich ist, abzutauchen. Umso sinniger erscheint es mir, dass wir uns ein zweites Mal mit diesen wunderbar absurden Übungen beschäftigt haben (siehe einen der vorangegangenen Einträge). Es kamen aber auch ein paar yogaspezifische Sachen dazu. Jede*r musste ein Om für die Gruppe anstimmen. Wir haben Methoden gelernt, die uns den gezielten Wechsel zwischen eher fordernder und eher ruhiger Artikulation ermöglichen. Ein spaßiger Moment findet sich auch im Anekdotenteil wieder.

Tag 3: Psychorunde mit Patricia! Jede*r von uns sollte etwas mitbringen, anhand dessen er seinen Weg und seine Verbindung zum Yoga beschreiben kann. Wir saßen in einem Halbkreis mit Patricia am höchsten Punkt. Der/die jeweils Vortragende ging nach vorne, nahm den Sitz des Lehrers ein und erzählte ungestört. Patricia fragte am Ende nach und/oder gab Tipps für die persönliche Entwicklung. Anschließend leitete man eine Asana mit Fokus auf die gerade offenbarten Emotionen an, denn diese sind unsere ganz persönliche Geschichte und das, was uns als Lehrende auszeichnet. Der Rahmen war geschützt und von daher haben die Geschichten nichts außerhalb zu suchen. Es sei nur so viel gesagt, dass in den 5h kein Auge richtig trocken blieb. Es war wunderbar zu sehen, welche Vielfalt an emotionalen Konditionen später auch in einer Yogaklasse zu finden sein wird. Man kann sie den Leuten definitiv nicht ansehen. Beeindruckt hat mich außerdem in welchen Situationen Yoga offensichtlich ein Weg zurück zu sich sein kann.

Tag 4: Wir haben zum zweiten Mal eine Klasse in einzelnen Sequenzen angeleitet. Diesmal haben wir zusätzlich Hands-on gegeben, die Asanas waren etwas komplexer und unser Feedback umfassender. Ich mache es kurz. Andrea (unsere Mentorin) würde uns allen zutrauen, eine eigene Klasse gefahrlos zu unterrichten. Was für ein Fortschritt. Echt beeindruckend.

Tag 5: Hier kamen wieder alle Gruppen zusammen und nach den vorangegangenen vier Tagen war die allgemeine Stimmung irgendwie gelöster und liebevoller. Wir haben uns im ersten Teil mit Archetypen beschäftigt. Das sind quasi als Personen bezeichnete Kategorien für menschliches Verhalten bspw. Spieler, Ritter, Prostituierter, Visionär. In einem längeren Prozess ermittelten wir drei Passende für uns. In kleinen Gruppen sollten wir dann zu jedem ausgewählten Archetypen eine Asana unterrichten und die anderen sollten erraten, was wir verkörpern. Dazu kommt weiter unten noch mehr. Es folgten noch ein paar Aufmerksamkeitsübungen (bspw. rumwerfen eines imaginären Katzenbabys). Den Abschluss bildete ein Anguckexperiment, das ich im nächsten Abschnitt direkt aufgreife.

Challenge

Wir saßen einer beliebigen Person aus der Ausbildung gegenüber. In meinem Fall hatten wir uns nur einmal vorher kurz unterhalten, kannten aber die tieferen Geschichten z.B. aus der Psychorunde nicht. Fast schon Knie an Knie war die Nähe bereits etwas beklemmend. Unsere Aufgabe war es uns gegenseitig in verschiedenen Varianten zu betrachten, in die Augen zu schauen und ohne Sprache wahrzunehmen. Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber was meine Partnerin in mir gesehen hat, war erschreckend stimmig. Die Verbindung in dieser kurzen Zeit ging erstaunlich tief. Die größere Herausforderung war aber anfangs tatsächlich das Sitzenbleiben. Sich offen zu zeigen und betrachten zu lassen, klingt deutlich leichter, als es letztlich ist. Das Aushalten und Durchhalten hat ganz sicher den einen oder anderen Knoten platzen lassen.

Lektion

Eine der Lektionen kam für mich ebenfalls am letzten Tag. Einer der drei von mir gewählten Archetypen war der Lehrer. Ich gebe super gerne mein Erlerntes weiter und verarbeite es teilweise selber erst richtig im Austausch. Es erschien mir also recht stimmig, ein „Lehrer“ zu sein. Beim Versuch diesen Archetyp beim Unterrichten zu verkörpern, ging zwar alles gut. Meine Gruppe konnte gut erraten, wer ich gerade war, und mir ist es auch nicht schwer gefallen. Allerdings habe ich gemerkt, dass dieses Analytische und Belehrende zwar wichtig ist, aber nicht was mich antreibt zu unterrichten. Das zwischen den Zeilen und neben den technischen Anweisungen ist viel mehr mein Ding.

Empfehlung

Listen mit verschiedenen Archetypen gibts im Internet sicher zuhauf. Viele können auch spontan durch Nachdenken gefunden werden. Fragt mal Menschen, die euch nahestehen, welche drei Archetypen sie euch zuordnen würden. Je nach Ehrlichkeit können da ganz interessante Erkenntnisse aufkommen, die euch eure Selbstreflektion vielleicht überdenken lassen.

Kleine Anekdote

Wir befinden uns mitten im Stimmbildungstraining am Tag 2. Es geht darum volle Präsenz zu zeigen und einfach mal laut und klar eine Ansage zu machen. Dazu standen wir in einer Reihe im Yogaraum und abwechselnd musste eine*r kraftvoll mit Fingerzeig zur Wand vortreten und laut aber ohne zu schreien einen Satz beginnend mit „So geht das nicht weiter…“ rufen. Die Schwierigkeit bestand für einige schon im laut sein. Mütter und Menschen mit lebhafter Beziehung hatten da sicher einen Vorteil. Für andere war es eher das bis zum letzten Wort voll präsent zu sein und erst dann zurückzugehen anstatt vorher auszuweichen.

Da ich sonst viel draußen unterrichte und mit einem Hund mit viel Stroh in der Birne zusammenlebe, hatte ich da nicht so die Ängste. Noch dazu war ich der einzige Mann in der Runde. Meine Stimme sollte also so oder so herausstechen. Als ich dann der Wand aus voller Überzeugung „So geht das nicht weiter mit uns beiden, Fräulein!“ entgegenbrüllte, reagierte die Lehrerin einen Schritt nach hinten machend „Ja ok, ich habs verstanden.“. Im Raum wusste halt keiner, dass ich Zuhause einen Hund mit gelegentlicher Tendenz zum Macho habe, den ich zum Ausgleich der Energien öfter „Fräulein“ rufe, wenn er mal wieder seinen Starrsinn auspackt.

Vielen Dank an Ellen fürs Foto machen. Es ist im Musikpavillion in Potsdam entstanden.

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