Zum Inhalt springen

Ein Jahr Yogaausbildung – Was ist hinter den Kulissen passiert?

Eine Frage und ganz schön viele Antworten. Es soll diesmal nicht um Ausbildungsinhalte gehen, sondern vor allem um eine persönliche Zusammenfassung all der Ereignisse, die so nebenher passiert sind, sein. In wie fern da am Ende ein Zusammenhang zur Ausbildung besteht, mag ich mir nicht anmaßen zu wissen. Meine Absicht ist weder einen Fahrplan noch Motivation anzufertigen. Primär geht es mir um eine ganz persönliche Reflektionsaufgabe, um eben genau über diese Zusammenhänge nachzudenken. Wenn das Geschriebene irgendwas bei euch auslöst, Gedanken anstößt, Emotionen befördert oder auch nur die Zeit verkürzt, hat es sogar nicht nur mir etwas gebracht. Lasst es mich dann gerne wissen. Freue mich immer über Rückmeldungen.

Reisen

Ok, los gehts. Mein Jahr begann mit einer wilden Partynacht in Krakau und späterem Besuch in Auschwitz. Die Entscheidung zu dem Trip fiel völlig spontan einen Tag vor Silvester. Schon danach hatte ich gesagt, dass dieses Jahr ziemlich turbulent und kontrastreich wird, wenn das die Prognose ist. Was soll ich sagen? Nicht nur rückblickend war dieses Jahr krass und intensiv. Um bei den Reisen zu bleiben… Auf eine luxuriöse Woche in der Türkei mit nichts als wohlhabenden, weißen Urlaubern folgten drei Wochen so richtig Low-Budget-Rucksackreise durch Indien. An dem einen Ort mangels dress code beim Abendbrot rausgeflogen und an dem Anderen aufgrund der Hautfarbe in Grund und Boden gestarrt oder als Selfie verewigt.

Im Sommer war ich dann in Gerlev zum International Parkour Gathering und etwas später bei Laurent Piemontesi zur Death Week in Milano. Auch bei den Trainingswochen Kontrast pur. Ein Tag mit Laurent war ansrengender als die ganze Woche in Gerlev. Zwischen Sonnenbrand und aufgescheuerten Oberschenkelinnenseiten vom Joggen muss ich für mich immer noch verdauen, nicht körperlich sondern mental dicht gemacht zu haben. Das ist mir das letzte Mal bei irgendwelchen ungeliebten Hausaufgaben passiert.

Und dann war da noch eine gewonnene Camperreise im Wert von 1000€, die Ellen und ich in den Wind geschossen haben, weils zu stressig geworden wäre. Fühlt sich schon seltsam gut an, so ein Angebot einfach mal abzulehnen. Alles in allem hab ich dieses Jahr trotzdem fünf verschiedene Ländern bereist. Ich hätte es mir vorher nicht vorstellen können. Jaja, ich weiß. Drei Flugreisen in einem Jahr spricht nicht für meine Ökobilanz. Dafür wurde für meine neue Yogamatte ein Baum gepflanzt. Das gleicht sich doch aus oder wie funktioniert das mit dem Yoga nochmal?

Liebe

Wo ich gerade Ellen ins Spiel gebracht habe… Nach wirklich langer Abstinenz in diesem Bereich des Lebens bin ich tatsächlich glücklich vergeben (sorry Ladies). Ich muss das ein bisschen feiern, weil ich das schon nicht mehr für möglich gehalten habe und das nicht nur wegen der kleineren Startschwierigkeiten. Von der Frage „Willst du mit mir gehen?“ haben wir alle drei Antwortmöglichkeiten mehrfach durch :D.

Studium

Hab ich geschmissen. Nachdem mein Master Musikwissenschaft ein Semester fast auf Eis lag und mein schlechtes Gewissen eigentlich die einzige Motivation weiterzumachen war, blieb mir nichts anderes übrig, als die Ressourcen fressenden Gedanken ans Studium durch einen Abbruch zu beenden. Schon komisch, dass es lediglich eine Unterschrift braucht und schon ist das Studium vorbei. Als Person ist man der Uni völlig egal. Jetzt studiere ich in Potsdam Kulturarbeit. Nur Arbeit kann nicht das Ende der Fahnenstange sein.

Job

Mit Ende des Jahres ist meine elterliche Schonfrist vorbei. Ich bin dann selbstständig. (Fragt mich bitte nicht, wie das mit dem Studium vereinbar ist. Ich hänge noch am ob.) Hab sogar einen Versicherungsmakler und einen festen Bürotag, um den ganzen bürokratischen Berg bewältigt zu bekommen. Krasser Scheiß. In dem Jahr ging es wirklich stetig rasant voran. Schon ziemlich zu Beginn der Ausbildung habe ich angefangen, Yoga zu unterrichten und dann noch den Weg in ein Potsdamer Studio gefunden. Immer wurde ich gefragt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Art Du Déplacement/Parkour unterrichte ich ja schon etwas länger, aber auch da gab es ein paar angenehme Überraschungen. Ich bin jetzt Dozent für ADD im Studiengang Bewegungspädagogik und Tanz in Sozialer Arbeit an der FHCHP. Ein absoluter Traum, den mir eigentlich mein Musikwissenschaftsstudium ermöglichen sollte. Stattdessen hat mich mein Studium fressendes „Hobby“ und eine Menge Vertrauen von Freunden dahin gebracht. Absurd.

Bewegungspraxis

Hm, irgendwelche tollen neuen Bewegungen, ein paar herausfordernde Sprünge und komisch aussehende Asanas sind bestimmt dazu gekommen. Die Momente der kleinen Erfolge bereiten mir große Freude, sind aber auch eine logische Folge des vielen Übens. Spannender sind die neuen Konzepte und Ideen drumherum. Ich hab angefangen gelegentlich zu bouldern. Im Vergleich zum weiten Feld der Meditation ist das allerdings nur ein kleiner Schritt von meiner sonstigen Praxis. Bisher kam mir eine stille Praxis eher unwichtig vor. Seit letztem Jahr gewinnt sie peu à peu an Bedeutung. Eine ganz feste Regelmäßigkeit ist noch nicht eingetreten und eigentlich passiert äußerlich nicht viel Bewegung. Im Innern musste sich aber erstmal einiges Bewegen, damit ich mir den Raum zur Erfahrung geben konnte.

Ein weiterer Schlüsselmoment war die Frage nach einer kurzen Beschreibung meiner Bewegungspraxis und Kompetenzen in Bezug aufs Unterrichten. Klingt erstmal einfach ein Profil von sich selbst zu verfassen, aber ist doch irgendwie ein großer Schritt. Ich weiß jetzt, was ich da eigentlich tue und was für mich in ADD elementar ist. Das ist neu. In meinem Kopf gibt es auf einmal Kategorien sowas wie Eckpfeiler, die gleichmäßig entwickelt werden wollen, um ein stabiles Gesamtkonstrukt entstehen zu lassen.

Mephisto

Ok, die Kategorie hat definitiv nichts mit der Ausbildung zu tun und dient mehr so einem mitleidigem Amüsement. Mein Hund hat so eine Angewohnheit morgens gelegentlich etwas sehr gut gelaunt zu sein. Manchmal führt das hektisch aufgedrehte Geschnüffel zu Niesern. Wenn ihr schon mal einen Hund niesen gesehen habt, konntet ihr vielleicht schon beobachten, dass das mit dem landläufigen Begriff des Niesens in unserer Welt nicht so viel gemeinsam hat. Ist mehr so ein Versuch die Nase mit Schmackes in den Boden zu donnern. Da Mephisto eigentlich bei allem etwas drüber ist, war ihm das wohl auch zu schnöde. Wichtige Info für den weiteren Verlauf der Story: Mein Ex-Bett war aus Metall. Kabumm. Bett-Schnauze-x2-Schwellung-Zahn zertrümmert-OP-Zahn gezogen. Puh. Die Tierärztin: „Isn Raubtier. Kann passieren. Wird schon.“ Jap isn Raubtier, aber kein gutes. Hat gegen ein regloses Bettgestell verloren… Irgendwie isser schon süß.

Persönlichkeit

Also im Spiegel seh ich immer noch die selbe Person. Da sich immer alles irgendwie bewegt, wird sich auch da was getan haben. Ist wahrscheinlich mehr so eine Sparte, in der sich andere Gedanken machen und Bilder entstehen lassen.

Leben

Volle 180°-Wende. Bin eigentlich immer eher sehr entspannt unterwegs gewesen. Klare Ziele vor Augen. Für die musste ich mich aber kontinuierlich antreiben, sozusagen gezielt die Anspannung suchen. Das hat so ein bisschen dazu geführt, dass ich diesen Hebel zum Feuer entfachen ganz gut umgelegt bekomme und Motivation kein Thema mehr ist. Jetzt ist es eher anders. Ich will die ganze Zeit und umso mehr, umso besser. Vom Kopf her könnte ich fast Non-Stop durchlaufen. Wenn ich von einer Serie zwei Folgen am Stück gucke, kommt mir das wie Zeitverschwendung vor und ich würde gerne irgendwas tun.

Mein Körper zieht schon hin und wieder die Reißleine. Ich hab noch nie so viele, kleine Wehwehchen gehabt. Bisschen Rücken hier, eine Verspannung da. Meine Aufgabe hat sich total verlagert. Wo ich mich vorher antreiben musste, ist es jetzt an mir, auf meinen Körper zu hören, mich immer wieder zurückzunehmen und auf das Wesentliche zu konzentrieren, die eigene Praxis. Nie die Ressourcen für die stabile Basis aufbrauchen. Am Ende kommt nur der Tod und was willst du da abseits deiner Mitte? Als letzte Worte fragen, ob du noch etwas mehr Zeit haben kannst, ist gerade so stressig? Ich will lieber mit einer rotzfrechen Weisheit abtreten und zumindest eines gelernt haben. Sich genug Zeit für rotzfreche Weisheiten zu nehmen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert