Abnehmen, Zulegen, fit werden, einen Handstand lernen – Ziele dieser Art sind im Grunde nicht sonderlich ambitioniert und leicht umzusetzen. Nehmen wir das Beispiel Abnehmen und fit werden. Starte jeden morgen mit einem Burpee-Tabata (4min Aufwand), iss kein Junk-Food oder Süßkram, gib dir ein paar Wochen Zeit und guck mal, wo du landest. Dafür braucht es weder Coaching noch Personal Trainer. Selbst Instagram liefert mehr Input als eigentlich nötig. Selbst mein kurzer Tipp ist überflüssig. Die Theorie steckt doch schon längst in den Köpfen und wenn sie nur vom The Biggest Loser gucken stammt. Nichtsdestotrotz scheitern die Meisten an diesem kleinen bisschen Veränderung. Zu wissen, was zu tun ist, ist eben nicht mal der Anfang. Lass mich dir etwas mehr von dem Konzept hinter Befreiung durch Bewegung erzählen.
Durch Bewegung die Gewohnheiten durchbrechen
Egal ob zu dick oder zu dünn, jedes Problem hat mehr als eine Seite. Natürlich führt kein Weg an einer Veränderung des Essverhaltens vorbei. Aber nur diese Ebene zu betrachten und erfolgreich Veränderung zu schaffen, erfordert mehr Willenskraft, als die Meisten haben. Solange nicht ergründet wird, wie das Problem entstehen konnte und warum wir bisher keinen Weg heraus gefunden haben, bleibt es ein Kampf gegen uns selbst. Irgendwo hängen wir fest, blockieren und sabotieren uns. Wir fühlen uns müde und geschafft, aber kommen nicht recht vom Fleck, dabei rackern wir uns die ganze Zeit ab. Es ist eben nicht damit getan, ein Youtube-Tutorial zu schauen und auf das Beste zu hoffen. Das ist zu einseitig.
So wie keiner Magersüchtigen geholfen ist, in dem man ihr rät, mehr zu essen, wenn es eigentlich um Kontrolle und Selbstbestimmung geht, wird auch ein Übergewichtiger nur schwer schlank durch mehr Bewegung und weniger Essen, wenn die überflüssigen Pfunde doch gut als Panzer gegen emotionale Nähe/Verletzlichkeit funktionieren. Ohne wenn und aber sind Bewegung und Essverhalten unerlässliche Faktoren, aber solange nicht auch ein Shift im Mindset stattfindet, wird eine Veränderung nicht langfristig sein.
Deswegen möchte ich vorallem im Personal Training, deine Story hören, wissen wie du dich fühlst und wie du auf dich selbst blickst. Wenn es um mehr als einen äußerlich gesunden Körper, sondern einen gesunden Menschen geht, reicht es nicht, ein bisschen zu schwitzen und zu verzichten. Es braucht Bewegung auf allen Ebenen, die Freiheit, die eigenen Geschichten neu zu schreiben.
Eine Frage des Bewusstseins
Ich liebe körperliche Bewegung. Sie ist mein bevorzugter Werkzeugkasten, um mein Leben zu reflektieren und den Blick zu erweitern. Im Kopf sind wir sowieso die meiste Zeit und es tut gut, mit dem Körper zu arbeiten. Wer bereit ist, sich hier etwas aus seiner Komfortzone rauszubewegen, wird gnadenlos mit seinen Blockaden konfrontiert. Dein Körper bescheißt dich nicht, so wie es dein Kopf kann. Auf ihn zu hören ist das perfekte Tool, um Bewusstsein zu schaffen. Aber was dann?
Blockaden sind Kriege an zwei Fronten, im Kopf und im Körper. Beide Parteien ziehen nicht am selben Strang und wenn, dann in unterschiedliche Richtung. Ziel ist es also innere Konflikte beizulegen, um sich wieder geeint und mit neuer Kraft nach vorne zu bewegen. Wichtig ist, sich beider Seiten des selben Konflikts bewusst zu werden und da anzusetzen, wo sich am ehesten Spielraum auftut.
Lass mich mithilfe von zwei persönlichen Beispielen zeigen, wie die Ebenen Hand in Hand gehen und eine Lösung von der einen oder der anderen Seite aussehen kann.
Wenn der Körper bewegt
Mit Mitte 20 bin ich eines meiner größten Traumata angegangen. Die klassische Rückwärtsrolle aus dem Schulturnen. Die Schulpädagogik beschränkte sich damals auf „Mach doch mal.“. Das Üben mit väterlicher Unterstützung gab mir zumindest den Mut, dieses Mach-doch-mal auszuprobieren. Resultat: Ohne Hände über den Kopf gerollt, Übelkeit und schwarz vor Augen. Meine Karriere im Bodenturnen hab ich vorerst aufs Eis gelegt. Eine Angst vor allem, was rückwärts über Kopf geht, in Verbindung mit einem Gefühl von Schwäche und einem kleinen Knacks im Selbstwertgefühl waren die Folge. Der eine oder die andere kennt solche Momente wahrscheinlich.
Im Grunde braucht man die Bewegung nach der Schulzeit auch nicht mehr und so verschwand das Gefühl in der Versenkung. Es sei denn man meldet sich mit Mitte 20 zu einem Tricking-Kurs an und durchläuft die ganze Scheiße von vorne… im Warm-up. Mittlerweile kann ich darüber lachen. Mit der Unterstützung von wirklich tollen Freunden hab ich mich dann rangemacht und in mehreren Trainingssessions die Rolle erst langsam/kontrolliert und später mit Schwung gelernt. Durch die Bewältigung der körperlichen Ebene konnte ich einen Teil meiner Selbstzweifel loswerden. Es war vorher nicht meine Unfähigkeit sondern schlichtweg schlechte Pädagogik. Das hat mir so einen Schub gegeben, dass ich ernsthaft drei Kreuze im Kalender, nicht nur in Gedanken gemacht und meinem Vater ein Video geschickt habe. Wahrlich Befreiung durch Bewegung. Bodenturner werde ich trotzdem nicht. Aber das liegt jetzt eher an diesen engen Strampelanzügen und nicht mehr an meiner Rückwärtsrolle.
Wenn der Kopf blockiert
Das andere Beispiel ist eine generelle Hemmung beim Erlernen neuer Bewegungen. Am Anfang vieler solcher Bewegungen wie einem freien Handstand oder Vorwärtssalto steht eine Phase des Ausprobierens und der Unsicherheit. In kleinen Schritten werden verschiedene Szenarien und Teile der Bewegung geübt. Beim Handstand bspw. das Abfangen und beim Salto verkorkste Landungen auf weichen Boden. Stück für Stück entsteht ein Bild des vollständigen Bewegungsablaufs und der sicheren Alternativen, wenn es mal nicht klappt. Zuletzt bleibt der Sprung ins kalte Nass (beim Salto evtl. sogar wortwörtlich). Einmal die Angst überwinden und ausprobieren. Bis hierhin ist das ein ganz gewöhnlicher, verantwortungsbewusster Verlauf.
Bei mir ist die Angst vor einem Vorwärtssalto aber auch nach der 10. Trainingssession und vielen unproblematischen Landungen auf Rücken oder Po immer noch vorhanden, denn in der Luft gibt es diesen kurzen Moment des Kontrollverlusts. Ich kann nicht jedes Mal klar sagen, wie ich landen werde. Immer wieder überwinde ich mich, komme in den Flow und beginne das nächste Mal an der selben Stelle, selbst wenn alle Landungen gut waren. Nicht die Bewegung/Landung macht mir Angst sondern der Kontrollverlust.
Wiederholung ist zum Erlernen und Perfektionieren des Bewegungsablaufs unerlässlich. In dieser Situation ist das aber nicht der Knackpunkt. Dem Wunsch der Vermeidung des Kontrollverlusts entgegen zu arbeiten, erzeugt Stress und verbraucht Kapazitäten, ohne eine Veränderung in absehbarer Zeit zu bewirken. Durch die unnötig hohe, mentale Belastung wird das Wiederholungen schrubben uneffizient. Stattdessen gilt es zu verstehen, woher dieses Kontrollbedürfnis kommt. Vermutlich ist es ein angeeigneter und noch nicht abgelegter Schutzmechanismus aus der Kindheit. Da in die Tiefe zu gehen, sprengt den Rahmen eines solchen Artikels und auch meine Bereitwilligkeit mich darzustellen. Langfristig kann es aber sehr spannend sein, sich damit auseinanderzusetzen. Kurzfristig heißt die Devise: ins Leben schmeißen.
„Smash the Control Machine“
Die Band Otep hat es bereits auf den Punkt gebracht. Für mich lag die Antwort nicht so sehr im Training sondern vorallem auch im Alltag. In kleinen Schritten bin ich dabei, die Kontrolle auch mal loszulassen. Ich muss nicht mehr überall dabei sein, alle Entscheidungen treffen und den Ausgang jeder Situation vorhersehen können. Hilfreich sind/waren schon Kleinigekeiten wie z.B. etwas auszuprobieren, wovon ich absolut keine Ahnung hatte oder ein Gespräch mit Fremden beginnen. Im Job habe ich Angebote angenommen, denen ich mich nicht immer 100%ig gewachsen fühlte aber die ich unbedingt machen wollte. Kurz nach meiner Yoga-Ausbildung bin ich komplett unvorbereitet und ohne Skript (anders als bei vielen üblich) in meine bestbezahlteste Yogaklasse gegangen und es lief. Seit dem plane ich meine Klassen meist während der Anfahrt. Auch andere solcher Situationen sind bisher immer gut gelaufen. Babysteps heißt das Zauberwort, um sich vom Kontrollbedürfnis im Außen hin zum Vertrauen in die innere Stabilität zu entwickeln. Stück für Stück aus der erdachten Komfortzone bewegen. Die eigenen Grenzen immer wieder auf den Prüfstand stellen.
Mitllerweile genieße ich es, mich auch mal sanft auf die Nase zu packen und ein paar Blessuren und witzige Momente einzusammeln. Für mich ist es ein Zeichen, auf dem Weg Richtung Freiheit zu sein. Es entspannt mich und ich lerne wieder wie ein Kind zu spielen und bekanntlich werden die ja viel zu schnell groß.
Einung durch ADD und Yoga
Ob über den Weg des Kopfes oder des Körpers, ohne eine Zusammenarbeit hätte kein Weg funktioniert. Vor der körperlichen Arbeit mit der Rückwärtsrolle lag die Bereitschaft im Kopf, sich dieser Blockade endlich zu widmen und vor der Erkenntnis meines Kontrollbedürfnisses lagen verdammt viele, nervenaufreibende Wiederholungen mit mäßigem Erfolg und Spaßfaktor. Der Gedanke hinter Befreiung durch Bewegung ist also der von Einheit in Körper und Geist. Es geht mir darum, bis in alle Ecken und auf allen Ebenen zu bewegen. Freiheit zu schaffen, indem Stillstand in bestimmten Bereichen wahrgenommen und aufgelöst wird. Art du Déplacement (ADD) und Yoga sind beides Disziplinen, die genau um diese Einheit bemüht sind, weswegen sie mein Personal Training/Coaching entscheidend prägen.
Befreiung durch Bewegung – Müssen Blockaden immer gelöst werden?
Es mag erstmal angenehmer erscheinen, diesen Weg nicht zu gehen, Hin und Wieder etwas Sport zu treiben, eine neue Diät auszuprobieren und im Grunde auf der Stelle zu treten. Bisher hat es so schlecht ja auch nicht funktioniert. Das Leben ist aber ein Prozess, der nicht anhält, nur weil du keine Lust hast. Entwicklung in irgendeine Richtung findet immer statt. Das kleine bisschen Unzufriedenheit, das dich vielleicht bis hierhin hat lesen lassen, wird mit der Zeit mächtiger, wenn du dich nicht in eine andere Richtung bewegst. Stillstand ist eine Illusion. Deine Entwicklung folgt deiner Praxis, sie lässt sich nicht konservieren. Es gibt nur voran oder zurück.
Wer vor seiner Blockade auf und abläuft, wird im Laufen vielleicht ganz gut oder geht irgendwann zum vor der Grenze sitzen und warten über, aber das Leben zieht derweil links und rechts an dir vorbei. Es gibt keinen Weg um diese Blockaden herum. Egal wie oft du auf und abläufst, du wirst immer wieder an der selben Stelle landen. Es bleibt nur lösen oder verharren. Da es aber keinen wirklichen Stillstand gibt, ist Verharren defacto Degeneration. Währendessen steigen die eigenen Erwartungen an das Leben (#erwachsenwerden), die Unzufriedenheit summiert sich und das Leben zieht förmlich vorbei. Das Gefühl von Teilhabe schwindet. Der Druck etwas zu tun wird immer größer und die Blockaden also dich selbst zu überwinden, scheint immer unmöglicher. Burnout bei den Laufenden und Alltagsdepression bei den Wartenden öffnen sich die Tore.
Wir sind zum Leben gemacht. Sich diesem Fluss zu verwehren, kostet mehr Mühe, als sich von ihm bewegen zu lassen. Aber gerade wenn das Leben besonders kraftvoll strömt, macht es Angst, mit vollem Körpereinsatz hineinzuspringen. Als kleine Unterstützung, hin zur Befreiung durch Bewegung und den Köpper ins erfrischend kühle Nass, hier ein paar Ansatzpunkte, um sich zu spüren und in die Gänge zu kommen. Wichtig ist, sich besonders auf die Punkte zu konzentrieren, die noch nicht in dein Leben integriert sind. Alles andere ist Selbstbeweihräucherung und nicht Bewegung.
5 Wege sich wieder zu spüren
- Die kalte Dusche – Dieser Tipp funktioniert zwar nur kurz aber dafür sofort. Tief atmen, kalt duschen und nicht ausweichen oder hysterisch werden. Dann einfach abwarten und den Körper spüren. Das holt instant in den Moment zurück. Ein Kältebad in der Natur setzt dem nochmal die Krone auf.
- Lesen! – Eine bessere Kapitalanlage fällt mir nicht ein, vorausgesetzt ihr lest nicht nur zu Unterhaltungszwecken. Ein gutes Buch kann das eigene Leben um 180° drehen und das langfristig. Manche kann man sogar richtig im Körper spüren. Bücher, die mich bewegt haben, poste ich regelmäßig bei Facebook (#bewegendeBücher). Ansonsten spricht dich vielleicht dieses oder dieses an.
- Etwas Neues – Probiere irgendwas, worin du noch keine Erfahrung hast, ernsthaft. Es geht nicht darum, von Idee zu Idee zu huschen, sondern sich auf etwas tiefer einzulassen und so neue Horizonte zu entdecken. Irgendwas gibt es bestimmt, dass du schon immer machen wolltest. Ein besserer Zeitpunkt als jetzt wird nicht kommen. Ich habe mir bspw. zum 30. eine Jahresmitgliedschaft im MMA-Studio gegönnt. So wach, präsent und energiegeladen wie nach einem Training dort habe ich mich lange nicht gefühlt.
- Stille – Das klingt erstmal einfach. Aber mal wirklich alles abschalten, die Systeme herunterfahren und für sich sein, kann eine immense Herausforderung sein. Wenn sich der Dunst des täglichen Input-Reinschaufelns gelegt hat, blickt es sich viel klarer, auf das eigene Leben und die stattfindenden Prozesse. Nicht immer sind das angenehme Momente, weswegen unsere Gesellschaft auch so gut ist, im Ablenkungen schaffen. So gegensätzlich es oberflächlich klingt, mag Stille einiges zu bewegen.
- Menschen – Starke Verbindungen auf der zwischenmenschlichen Ebene sind wohl der gewaltigste Transformationsfaktor. Egal ob dir Beziehungen an sich fehlen oder die Tiefe in den bestehenden, ergreife Initiative und mach den Mund auf. Sich ehrlich preiszugeben, verändert dein Umfeld, das Feedback, das du bekommst und dein Gefühl hier auf dieser Welt. Maximales Bewegungspotential und das in beide Richtungen. Die einen Verbindungen schweißt es zusammen, die anderen trennt es. Befreiung durch Bewegung.
Im Zweifel Personal Training
Wenn am Ende nichts hilft, alles zu langsam geht oder es dich immer wieder aus der Bahn haut, kann es Sinn machen, mit einem Coach oder Trainer deines Vertrauens auf holistscher Ebene zusammenzuarbeiten. Oft ist es von außen und ohne große Vorprägung leichter, erste Blockaden zu sehen. Gleichzeitig kann ein solider, gut geerdeter Coach einen Anker bieten, wenn die eigene Mitte mal nicht allen Herauforderungen gewachsen ist und der Drang der Veränderung die eigenen Ressourcen übersteigt.
Spricht dich mein Konzept von Befreiung durch Bewegung an und du bist bereit, hinter die Grenzen des Gewohnten zu schauen, schreib mir einfach eine Mail. Mehr Infos zum Personal Training findest du hier.
Das Bild hat Ellen Wessely am Schmachter See in Binz geschossen.