In der letzten Zeit ging es weltweit drunter und drüber. Herausforderungen, Lösungen und neue Aufgaben überschlugen sich. Unternehmen schossen empor und versanken im Erdboden. Menschen rangen mit ihrer Integrität. Manch einer hat sie heute noch nicht wiedergefunden. Wir leben in volatilen Zeiten. In diesem Chaos und der noch beschleunigten Schnelllebigkeit den Führungskräften dieses Welt zu Yoga zu raten, erscheint abwegig. Aber abwegig erschien so einiges, was jetzt Programm ist. Ich meine, ich unterrichte von Zuhause Business-Yoga über Zoom, während mein Sohn nebenan ein neues Abenteuer mit seinem Duplo-Bullybus bestreitet.
Auf keinen Fall möchte ich für die nächste meditative Atempause der Untätigkeit plädieren. Diese Schockstarre verbreitete sich bereits im ersten Lockdown inflationär. Stattdessen möchte ich Yoga als gutes Tool für Menschen mit Verantwortung und richtungsweisenden Aufgaben präsentieren. Yoga ist für Führungskräfte, heute mehr denn je.
Robustheit hat ausgedient
Ohne Frage ist Beständigkeit eine Qualität, aber nicht in Form von Engstirnigkeit wie sie früher vielleicht als solide galt. „Das haben wir schon immer so gemacht.“ geht an der Zeit vorbei. Besonders Phasen starken Wandels wie Corona lassen das bewusst werden. Wer sich als Yogalehrender mit der digitalen Welt schwer tat, sah sich wahrscheinlich schnell mit existentiellen Ängsten konfrontiert. Seine Stabilität im äußeren Rahmen zu verankern bedeutet, mit ihm ins Wanken zu kommen. Wer hingegen auf Werte und Prinzipien, einen stabilen inneren Kompass baut, kann sich Flexibilität und Anpassungsfähigkeit im Außen erlauben.
Dann ist es möglich Chancen zu nutzen, anstatt Probleme auszusitzen. Natürlich schafft ein gewisses Maß an Robustheit in solchen Momenten Zeit, um nicht überstürzt in den Strom springen zu müssen. Gute Führungskräfte wissen das. Aber wie gut lässt sich ein Unternehmen aus der Mitte heraus mit dem nötigen Maß an Flexibilität und Stabilität führen, wenn der eigene Körper steif, übersättigt und ausgelaugt daher kommt? Wenn sich die Signale beim Aufstehen eher wie Warnglocken und nicht wie frischer Wind anfühlen? Macht es nicht Sinn, in sich zu tragen und ins eigene Leben zu integrieren, wohin das Unternehmen wachsen soll? Vielleicht doch mal Yoga riskieren?
Eine Frage der Haltung
Viel Zeit und Kraft wird in die Präsentation von Unternehmen investiert. Oft genug gibt es ganze Abteilungen, die sich um den guten ersten Eindruck kümmern. Die Abendgarderobe, die Räumlichkeiten, das Auto oder keins, der Instagram-Account – alles muss dem Repräsentabilitätscheck standhalten. Damit all die Arbeit nicht hohl daherkommt, braucht es Haltung und die kann Yoga geben. Die Mischung aus einem Training der Flexibilität und Stabilität sorgt dafür, dass das Gesicht der Firma auf einer aufrechten Wirbelsäule sitzt und von starken Schultern getragen wird. Die Mimik wirkt einladend und strahlt vertrauensvolle Gelassenheit aus. Dieser Effekt lässt sich unter Yoga Glow googeln. Wer erwartet das nicht von einer Führungskraft? Und jetzt die guten Nachrichten: Yoga geht noch viel tiefer.
Was da eigentlich beim Yoga passiert
Die Yogapraxis ist ein Ort des Ausprobieren und Lernens. Die Konsequenzen beschränken sich auf den Praktizierenden selbst. Hier gibt es Raum, sich und seine Möglichkeiten zu erforschen. So ist es möglich die eigene Reaktion auf Herausforderungen bewusst wahrzunehmen. Was passiert bei einem Balanceverlust im Krieger 3? Verändert sich nur die äußere Form oder auch die innere Haltung? Spielerisch lässt sich die eigene Mitte herausarbeiten und dann gegen Widerstände wie besagten Krieger auf die Probe stellen.
Ebenso kann der Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung klarer definiert und im Körper gefühlt werden. Die Grenzen des Machbaren in Frage zu stellen ist ein wichtiger Teil, ohne den es keinen Fortschritt gibt, aber wie lange ist das möglich ohne zwischendurch zu regenerieren und auch mal loszulassen. Neben der körperlichen Komponente wird Yoga so zu einer Praxis des Mindsets. Ein tauglicher Körper und ein geordneter Geist sind zusammen eine Wohltat für die Seele. Es entsteht wieder Raum für ein Miteinander.
Ein Ort ohne Hirarchie
Besonders schön zu sehen ist es, wenn Yoga nicht nur an der Spitze sondern im ganze Unternehmen ankommt. Über die Zeit entwickelt sich die regelmäßige Yogaeinheit zu einem Ort des ungezwungenen Austauschs. Von mir werden alle konsequent gleich angesprochen, denn egal in welcher Position jemand tätig ist, der Struggle auf der Matte kennt keine Hirarchie. Das gemeinsame Anstrengen und Durchatmen wird im Raum spürbar und verbindet. Im Anschluss lässt es sich viel leichter in Kontakt treten und vielleicht gemeinsam einen Kaffee trinken. Das Zugehörigkeitsgefühl wächst.
Harte Fakten für logische Geister
Wer das noch nicht überzeugend genug findet, bekommt jetzt die volle Dosis Pro und Contra. Letztes Jahr habe ich ein Rechercheprojekte zum Thema Wirksamkeit des Yoga für Spirit Yoga abgeschlossen. Dafür habe ich bei PubMed (Suchmaschine für medizinsche Studien) einen Blick auf alle Metastudien zum Thema Yoga geworfen und diese zusammengefasst. Ohne tief einzusteigen, kann ich sagen, dass es wahr ist. Yoga ist ziemlich krass und ,wenn es nicht gerade mit Leistungsdruck oder ohne Anleitung praktiziert wird, gesund.
Physisch kann Yoga die Balance, Flexibilität und die generelle Fitness des Bewegungsapperates verbessern. (Hilft auch bei Rücken und Nacken.) Psychisch kann es bei Stress- und Angstbewältigung helfen und in Bezug auf Stress sogar schon nach der ersten Stunde. (Yoga als Simmungsaufheller) Eine Metastudie konnte sogar aufzeigen, dass Yoga förderlich für die exekutiven Funktionen sein kann. Klingt unspektakulär, aber aufgepasst.
So definiert Wikipedia die exekutiven Funktionen: das Setzen von Zielen, strategische Handlungsplanung zur Erreichung dieser Ziele, Einkalkulieren von Hindernissen auf dem Weg dahin, Entscheidung für Prioritäten, Selbstkontrolle (Impulskontrolle und Emotionsregulation), das Arbeitsgedächtnis, bewusste Aufmerksamkeitssteuerung, zielgerichtetes Beginnen, Koordinieren und Sequenzieren von Handlungen sowie motorische Umsetzung, Beobachtung der Handlungsergebnisse und Selbstkorrektur. Wenn das nicht gut in das Profil einer Führungskraft und ihre Erwartungen an die Mitarbeitenden passt…
Nebenbei kann Yoga für Diabetes Typ 2 und Vorstufen, Herzkreislauferkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Burnout und Depression vorbeugend und teilweise unterstützend wirken. Zusammengefasst macht Yoga Menschen sehr wahrscheinlich gesünder und zufriedener. Beides kann für weniger Fehltage und bessere Arbeitsqualität sorgen und sollte so oder so im Fokus eines modernen Unternehmens stehen.
Ein paar letzte Worte
Der Ehrlichkeit wegen möchte ich nicht vorenthalten, dass Yoga natürlich nicht das einzige System ist, welches diese kleinen Wunder vollbringt. Auch wenn ich in der Art und Weise wie Yoga praktiziert wird, etwas besonderes sehe, erreichten oft die aktiven Kontrollgruppen der Studien ebenfalls diese positiven Auswirkungen. Aber jetzt da wir uns schon kennen… ;-P
Spaß beiseite. In aufgeklärter Weise spricht Yoga ein breites Publikum an und wenn es in seiner Wirkung nicht besonders wäre, hätte aus dem Hype nicht so ein langanhaltender Trend werden können. Vielleicht ist es die Summe der Effekte, denn diesen Vergleich liefern die Studien bisher nicht.
Und jetzt zu den Schattenseiten. Bei all diesen positiven Auswirkungen und einem Verletzungsrisiko, das vergleichbar mit dem des Kaffeeholens ist, bleibt es ein Investment. Eine gute Yogalehrkraft kostet Geld und selbst dann braucht es die Bereitwilligkeit die Matte auszurollen. Bei all den Versprechen die Yoga tatsächlich hält, bleibt die Eigenverantwortung. Kein Problem oder? Bereit sein, investieren und Verantwortung übernehmen – ich sag ja Yoga ist für Führungskräfte und Menschen auf dem Weg dahin.
Ich wäre ein schlechter Verkäufer, wenn ich jetzt nicht wenigstens erwähnen würde, dass ich Business-Yoga und Privatstunden anbiete. Wenn ich dein Interesse wecken konnte, schreib mir gerne eine Mail. Potsdam und Berlin sind mein Wirkungsbereich. Online reicht natürlich noch viel weiter.